Wolfgang Wulf in der Eingangshalle des buddhistischen Tempels
Mitten in einer Wohn- und Gewerbe-Umgebung steht wenige Minuten Fußweg von S-Bahnhof Humboldthain entfernt in der Weddinger Ackerstraße 85 ein imposantes neues Gebäude, das dort seit 2018 geplant und errichtet wurde und am 23. Juni 2024 eingeweiht wird: der Fo-Guang-Shan-Tempel, auf Deutsch „Buddhas Berg des Lichts“. Hier tauchten wir am 1. März nach dem Eintritt durch die große Eingangstür in eine andere Welt ein, nachdem uns zwei Nonnen freundlich begrüßt hatten. Wolfgang Wulf vom buddhistischen Verein erwartete uns zu einem zweistündigen Rundgang durch das Gebäude – und um es vorweg zu sagen: Die Zeit verging mit vielen Gesprächen wie im Flug!
Zu Beginn erhielten wir im Speisesaal des Gebäudes eine Einführung in Entstehung, Lehre und organisatorische Struktur dieser Religionsgemeinschaft und konnten einen Blick nach draußen werfen, wo der Tempelgarten angelegt wird. Begründet wurde der Buddhismus vor 2560 Jahren durch Siddhartha, den Sohn eines indischen Fürsten. Nach der Legende lebte er einige Jahre in Askese, ehe er nach einer meditativen Erleuchtung seine Lehre zu verkünden begann: „Buddha“ bedeutet „der Erwachte“.
Zwar gibt es als Dachverband aller Buddhistinnen und Buddhisten in Deutschland die Deutsche Buddhistische Union, aber die örtlichen Gemeinden sind als selbstständige Vereine ohne hierarchische Strukturen organisiert. Sie folgen verschiedenen Traditionen. So unterscheiden sich zum Beispiel die Mönche des Buddhistischen Hauses in Frohnau in ihrer Lehre von den Nonnen in Fo-Guang-Shan. Der Hauptsitz der Fo-Guang-Shan-Gemeinschaft liegt auf Taiwan. Sie wurde 1967 gegründet und versteht sich als „Humanistischer Buddhismus“ mit weltweit gegründeten Universitäten, Schulen und Kinderheimen. In Berlin gibt es etwa 50 buddhistische Versammlungsstätten. Kosten für Gebäude, Nutzung und Personal werden durch Spenden getragen; dabei muss man für den Neubau in der Ackerstraße sicher auch von sehr wohlhabenden Sponsoren ausgehen.
In der Meditationshalle, einem leicht verdunkelten Raum mit einer Statue an der Stirnseite und ringsum bequemen Sitzgelegenheiten (allerdings ohne Rückenlehne), treffen sich jeden Mittwoch Meditations-Erfahrene, aber auch Anfänger. Eine Meditation im Sinn des Buddhismus hat das Ziel, alle störenden Gedanken auszuschließen und dauert etwa 40 Minuten. Meditation, Lehre und ethisches Verhalten stellen die drei Dimensionen des buddhistischen Lebensweges dar.
Ein kleiner Raum ist dem persönlichen Gedenken an verstorbene Vereinsmitglieder gewidmet. In Wandregalen ringsum stehen kleine Tafeln, versehen mit den Namen der Toten und chinesischen Schriftzeichen.
Höhepunkt jedes Besuchs im Tempel ist der Eintritt in die große Andachtshalle. Als Hauptanziehungspunkte stehen auf einer Bühne drei große Buddha-Statuen. Sie symbolisieren den Kreislauf des Lebens und repräsentieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Links und rechts werden sie von zwei hohen Pagoden flankiert. Davor stehen für Zeremonien eine große schwarze Klangschale, ein hölzerner Fisch als Hohlkörper für Rhythmus-Schläge, eine Räucherschale sowie an der Seite ein großer Bildschirm für die Einspielung von Videos. In dieser hellen und farbenfrohen Halle mit samt-roten Sitzkissen trifft sich die Gemeinde jeden Sonntag zur Andacht, an der auch Gäste teilnehmen können.
Der Besuch auf dem Berg des Lichts hat auf dem Rückweg noch in der S-Bahn nachgewirkt und Christa, Christine und mich dazu angeregt, uns über Eindrücke und auch über persönliche Glaubensvorstellungen auszutauschen: Wann geschieht so etwas sonst schon?
Text: isg
Fotos hg, isg, ww
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